Meine erste Quasi-Pauschalreise – Teil 2
Schon den ersten Teil gelesen? Wenn nicht, dann hier lang: klick, tap, drück, quetsch …
Wenn doch, dann gehts jetzt direkt hier weiter:
Mallorca − finally
Es ist vollbracht. Es wurde gelandet. Es wurde disembarked. Es wurde Richtung Gebäckband gelotst. Vorher aber noch Corona-QR-Code-Check. Ein Scan und weiter gehts. Alles sehr schnell und easy. Gepäck erkannt und vom Band gehievt. Ab zum Ausgang, wo mich der Reiseanbieter im – ach so gewünschten – Idealfall mit persönlichem Namensschild und im – okayen – Normalfall mit nur seinem Anbieternamen begrüßen und zum Shuttle-Bus lotsen würde. Nop, nada, nein. Derbe ist die Enttäuschung, als nach dem Nichts-zu-verzollen-Ausgang niemand und nichts mit einem Willkommensschild auf mich wartet. Haben die Travel-Helper gerade Mittagspause? Oder haben sie sich an spanische Verhältnisse angepasst und halten Siesta? Höhö. (Sorry für das Stereotyp.) Ich frage eine vor dem Ausgang stehende Kollegin vom mit Bundesmitteln coronatechnisch unterstützen Reiseveranstalter mit den drei Buchstaben auf Spanisch, ob sie etwas wüsste. Auf Deutsch antwortet sie mir, dass es einen Schalter gibt, ein paar Meter weiter rechts. Ich bin enttäuscht, sogar sehr enttäuscht. Das ist mir zu professionell. Ich hätte das von Hand mit kalligrafischem Feinschliff geschriebene Schild definitiv vorgezogen. Oder halt in Arial.
Am Schalter angekommen bekomme ich meine Reiseunterlagen und die Bus-Nr. für den Transfer. Wenigstens der Busfahrer antwortet mir auf Spanisch. Ich setze mich auf einen Platz auf der rechten Seite und warte darauf, dass die Fahrt zum Hotel losgeht. Die Minuten verstreichen, links von mir ziehen erwartungsvolle Gesichter an mir vorbei, auf der Suche nach freien Sitzplätzen. Plötzlich ein Aufschrecken: Es gibt Geräusper durch die Lautsprecheranlage. Eine Mitarbeiterin des Reiseveranstalters begrüßt uns in deren Namen, erklärt ein paar Dinge und wünscht uns einen tollen Urlaub. Ah, so ist das also. Jetzt bekomme ich den ersten richtigen Eindruck, was Pauschalurlaub bedeutet. Ich lese in meinen Unterlagen − das sagte zumindest die Mikrofonistin, dass wir das für weitere Auskünfte tun sollten −, was es alles so an Angeboten gibt: Ausflüge, Bootsfahrten, Hiking & Biking und vieles anderes mehr. Und an einem Tag gibt es auch eine Begrüßung durch den Reiseveranstalter im jeweiligen Hotel mit Drinks. Mein Hotel wird telefonisch betreut … Ich bin auf seltsame Weise erleichtert.
Noch weitere Informationen gibt es über, tadaaa, einen QR-Code, mit dem man Zugriff auf einige Dokumente in der Cloud bekommt. Dort wird auch drei Tage vor der Abreise bekannt gegeben, wann einen der Bus wieder abholen kommt. Eigentlich ein ganz gutes und praktisches System.
Dann geht die Fahrt los. Über diverse Autobahnverteiler fährt der wirklich bequeme und moderne Reisebus auf die Inselautobahn, dann vorbei an Shopping-Malls, an denen man von außen die Geschäftenamen sehen kann wie die von lokalen Geschäften wie Primark, H&M und Decathlon, später gefolgt von den typischen spanischen Erfolgsretailern Bauhaus und Aldi. Ich merke, wie bei mir nun langsam das Urlaubsgefühl Einzug hält, wirkungsvoll unterstützt durch den schwäbischen „sch“-Dialekt der Buspassagiere direkt hinter mir …
Was ich in diesem Moment ebenfalls merke, ist, dass sich bei mir auch eine Art von diebischer Freude von hinten anschleicht. Da mein Hotel etwas abseits von, nun ja, eigentlich allem liegt und mein Logistik-Modul im Gehirn mir sagt, dass die optimale Busstrecke als ersten Punkt zu 98 % wohl nicht die Hotelburgen in Alcúdia vorsieht, sondern – Überraschung – mein Hotel, huscht ein Lächeln über mein Gesicht. Die Fahrt führt jetzt durch das kleine, aber sehr schöne Städtchen Alcúdia mit seiner Ende des 13. Jahrhunderts begonnenen (und irgendwann danach auch fertiggestellen) und sehr gut „konservierten“ Stadtmauer. Ein leichtes Raunen geht durch den Bus. Die Mitreisenden, die möglicherweise nur Strand und Bettenburgen gewohnt sind (jetzt mal ein deutsches Stereotyp), sind doch ein wenig angetan von der mittelalterlichen steinernen Stadtumrandung, die anno dazumals vor Piraten und anderen Rabauken schützen sollte. Heute schützen Fahrbahnschwellen die Anwohner, Fußgänger, Radfahrer und andere vor zu schnellen Autofahrern. Was bedeutet, dass der Bus auch nicht so schnell vorankommt und alle 100 Meter „in die Eisen“ gehen muss. Jetzt tun mir die Mitfahrenden doch ein wenig leid. Gleichzeitig freue ich mich aber auch, da mir gerade bewusst wird, dass ich bei der Rückfahrt sehr wahrscheinlich als Letzter abgeholt werden werde und ich dadurch einen etwas entspannteren Vormittag im Hotel und quasi mehr Urlaubszeit haben werde (eine halbe Stunde, yeah!). Und ist es nicht schön, gleichzeitig so einfach so viele unterschiedliche Gefühle zu durchleben? Und das einfach nur beim Sitzen im Bus.
17 Bremsschwellen später sehe ich den Namenszug am Eingang meines Hotels. Als Einziger steige ich aus. Alle anderen, nun ja, Ex-Mitreisenden fragen sich wahrscheinlich: „Wo zum Teufel sind wir? Sind wir im richtigen Bus …?“ Ich steige aus, der Busfahrer reicht mir meinen Koffer aus dem Gepäckschlund und das Erste, was ich wahrnehme, ist ein wahnsinnig intensiver Duft nach Pinien. Und nein, es ist weder das Deo noch das Duftbäumchen des Fahrers. Ein tiefer Atemzug und die Busfahrt ist vergessen. Ab ins Hotel …
Checking in
Maskiert und den Koffer hinter mir herrollend − wer hat übrigens diese 4-Rollen-Koffer erfunden, die man so nonchalant neben sich herrollt, als wäre es ein Friseur-Zubehör-Wägelchen, einen Koffer mit Rollen so filigran, dass sie quasi schon beim Anblicken umknicken oder abfallen, einen Koffer, der, wenn man ihn abstellt, wegrollt, wenn die Straße leicht abschüssig ist oder die Bahn gerade anfährt … − überschreite ich mit meinem natürlich 2-Rollen-Koffer die Schwelle des Eingangs. Vor mir eröffnet sich eine schöne Terrasse mit bequem aussehenden Tischen und Stühlen (also eher die Stühle …) sowie zum Fläzen einladenden Outdoor-Lounge-Sofas. Rechts von mir das tiefe und beinah unendliche Blau … des Swimming-Pools. Drum herum eine wohltuende Ruhe und eine Reihe von tief entspannten Menschen, die sich unter großen Sonnenschirmen auf Liegen horizontalisiert haben. Augen, die auf mich gerichtet sind und den Neuen mustern. Ich entrolle den Blicken und verschwinde im Hauptgebäude, wo ich die Rezeption wittere. Dort präsentiert sich mir aber kein barähnlicher Thresen, sondern ein Tisch, wie ich ihn in einem „Kundenberatungsgespräch“ erwarten würde. Ich darf Platz nehmen und werde in meiner Heimatsprache angesprochen. Da für mich das Nicht-Deutsch-Sprechen jedoch wie schon erwähnt für mich zum Urlaubsfeeling dazugehört, biete ich der Rezeptionistin vollkommen selbstlos an, mit ihr auf Spanisch zu sprechen. Darüber hinaus denke ich, dass man aus Respekt vor dem Gastland auch ein bisschen die dortige Sprache zu sprechen versuchen sollte – selbst wenn es nur rudimentäre Basics sind.
Professionell wird mein Personalausweise mit einem ID-Scanner eingelesen, ich bekomme eine Zimmerkarte, mit der ich mein Zimmer öffnen, aber auf die ich auch Bestellungen buchen kann. (Ich erinnere mich noch an früher, als ich mit meinen Eltern in den Urlaub gefahren bin und dann immer die Bestellquittungen für Getränke und Snacks im Hotel unterschreiben durfte. Als 10-jähriger Drops fühlt man sich da schon sehr großartig.) Nach den Formalitäten geht es dann aber endlich in mein Zimmer, gelegen in einem weiß getünchten „Block“ hinter dem Haupthaus in der mittleren von drei Etagen.
„Klick, Surr, Klack“ macht es, als ich mit der Karte das Schloss meiner Zimmertür entschlüssele. Vor mir offenbart sich ein modernes, relativ großes Zimmer mit zwei tatsächlich sehr bequemen Betten (Kaltschaummatratze, sehr fortschrittlich!), einem lautlosen Minikühlschrank (Wow, das ist echt mal eine − Achtung, Unwort, hier aber tatsächlich mal nützlich − Innovation! War echt beeindruckt!), einer Klimaanlage, einem großen Schrank (in dem sich als „Service-Equipment“ sogar ein Regenschirm befindet), ein großer schwenkbarer Fernseher (Wer aber guckt Fernsehen im Urlaub? Ok, ich vermute, jeder außer mir …), ein ganz okay dimensioniertes Bad mit bodenebener Dusche und einer Reihe von weiteren „amenities“ wie „Dental-Hygiene-Kit“ („Schaaaatz, reichst du mir mal das Dental-Hygiene-Kit“), Näh-Kit, Shoeshine-Kit, Rasier-Kit und Virenkill-Kit (vulgo Desinfektionsgel). Und − absolut der Luxus trotz der Alleinbelegung des Doppelzimmers – je zwei flauschige Dusch- und Handtücher. Was kann man sich mehr wünschen? Ich wüßte nichts. Die mit Doppelglas isolierten Balkontüren geben nach dem Öffnen eine wundervolle Aussicht auf zwei majestätische grüne Pinien frei. Im Hintergrund fällt der Blick auf den hoteleigenen Tennisplatz und die schöne Gartenanlage. Ich bin tatsächlich zufrieden.
Schnell packe ich das Wichtigste aus, ziehe entschlossen die Badehose an, greife das Strandhandtuch, das ich vorher gegen Kaution erhalten habe, und laufe mit meinen Badeschlappen direkt an den Strand noch nicht mal um die Ecke. Der Weg ist wirklich kurz: hinten am Hotelgelände raus, eine kleine Straße entlang und dann eine schmale und beinahe gefährliche Steintreppe hinunter in eine kleine Bucht, die wirklich ausgesprochen schön anmutet. Sauber und klar glitzert das Wasser, unter den Füßen weicher, feiner Sand, hinten ein paar Liegen mit Strohsonnenschirmen und an einer Seite ein „Chiringuito“ − eine Strandbar − für die „basic needs“. Ich breite das kautionierte Handtuch aus und lege mich in die mallorquinische Sonne. Mein Blick schweift über das Panorama: Kinder spielen im lange nicht abfallenden seichten Wasser, ein paar ältere Menschen stehen daneben und unterhalten sich und in der Ferne sehe ich ein paar Köpfe neben gelben Bojen. Vorne, da wo sich Strand und Wasser treffen, sitzen zwei Mädchen, werfen sich in Pose und selfieren sich. Im Chiringuito läuft irgendeine Chill-out-Musik, eine Reihe durstiger Strandmenschen steht davor und trinkt Cervecitas und bunte Cocktails.
Jetzt wird es auch bei mir Zeit fürs Nass, aber das richtige … Über den weichen Sand laufe ich zur sprichwörtlichen Waterkant, meine Füße berühren das salzige Eis im Flüssigzustand. Es ist angenehm temperiert, nicht zu kalt, nicht zu warm. Ein leichter Wellengang erschwert ein wenig das Voranschreiten. Das Wasser ist wie schon erwähnt sehr lange flach, aber endlich geht es ein wenig in die Tiefe. Ich zucke leicht zusammen, als eine Welle zum ersten Mal meinen Bauch berührt. Dann eins, zwei, kurzes Zögern, drei und ein mutiger Satz lässt mich eintauchen. Ein herrliches Gefühl. Ich gleite mit ein paar Zügen Richtung Horizont, der mir näherkommt und sich gleichzeitig wieder entfernt. Mit einem Schwung drehe ich mich auf den Rücken und betrachte die hübsche kleine Bucht, die vor mir liegt. Wirklich ein nettes Kleinod. Doch plötzlich klopft mir etwas auf den Kopf. Und wieder und immer wieder. Mein Blick gleitet nach oben und ich nehme nun die gegenwärtig doch ein wenig dunklen Wolken wahr. Es beginnt zu regnen. Wasser unten und Wasser von oben. So geht also ganzheitlich. Da es in der Ferne blitzt, entscheide ich mich jedoch für den Rückzug an den Strand. Mit dem Hotelhandtuch trockne ich mich schnell ab. Eine sinnlose Aktion, wie sich in ein paar Minuten herausstellen wird. Da der Regen etwas zunimmt, nehme ich meinen Rucksack und suche mir Unterschlupf unter dem Vordach des Chiringuitos. Um noch holistischer zu werden, benetze ich nun auch mein Inneres mit etwas Feuchtem, mit einer Caña, einem etwas kleineren Glas Bier. Hach, das schmeckt, schön süffig ist es. Es wird voller unter dem Vordach. Eine etwas ältere Engländerin quetscht sich neben mich. Ein wenig unangenehm finde ich das doch, Covid-nineteen sei Dank. Es ist zwar draußen, aber so viel Nähe ohne Maske ist dann doch etwas befremdlich. Man ist es einfach nicht mehr gewöhnt. Ich weiche etwas zurück, was mich allerdings genau unter einen Spalt zwischen zwei Vordächern treibt und mir das Gefühl, unter einem tropischen Wasserfall zu stehen, gibt. Naja, so fast.
Es gibt ja ein wunderbares „Vorurteil“, was Briten angeht: Sie sind virtuos auf dem Gebiet des Smalltalks! Eine Eigenschaft, die ich wirklich sehr beneide. Auch wenn es sich bei der Dame, wie sich später herausstellte, eigentlich um eine Irin, die in England lebt, handelte. Aber ich denke, das zählt auch. Jedenfalls beginnt sie eine Unterhaltung mit mir und wir sprechen über die üblichen Corona-Themen (einen positiven Aspekt hat Covid-19 tatsächlich: Smalltalk ist noch nie so einfach gewesen – zumindest wenn man einer Meinung ist …). Von Corona kommen wir auf andere Themen und so wird aus einem kleinen Regenguss doch eine angenehme Sache. Als der Regen nachlässt, laufe ich zurück zum Hotel.
Abendstimmung in Alcúdia
Nach dem Abendessen im hoteleigenen Restaurant habe ich das sehnsüchtige Verlangen nach ein bisschen spanischem Lebensgefühl. Ich beschließe, ins kleine 2 km entfernte Städtchen Alcúdia zu laufen, mir die alte Stadtmauer anzusehen und dann dort etwas trinken zu gehen. Nach einem gut 20-minütigen Spaziergang entlang einer Art Landstraße, die von einigen eingezäunten Grundstücken und großen Feldern, auf denen zum Teil Schafe weiden, gesäumt ist, liegt da vor mir die Altstadt von Alcúdia, eingetaucht in das gelblich-orangene Licht der spanischen Laternen. Von Weitem kann ich auch schon die imposante Stadtmauer sehen, die ich ja vorher bereits aus dem Bus heraus bestaunen konnte. Abends und im illuminierten Zustand kommt sie mir noch beeindruckender vor. Ich umrunde daran halb die Altstadt und „entere“ sie dann von der anderen Seite von einem der Stadttore aus. Hübsche kleine Gassen mit pittoresken Blumen- und Kaktustöpfen unten an den Häusern stehend bilden das Altstadtwegegeflecht. Viel ist in den Nebengassen jedoch nicht los, das Leben passiert in der Hauptgasse mit dem schlichten Namen „Hauptstraße“. Die „Calle Mayor“ – so lautet der für deutsche Ohren wahrscheinlich bestimmt viereinhalb Mal so schön klingende Name für die Straße – ist eine nicht allzu große Fußgängerzone mit kleinen Geschäften und einer Vielzahl von Restaurants und Tapas-Bars. Natürlich gibt es die obligatorischen Plakate mit Abbildungen der verschiedenen Gerichte, damit auch die nicht spanischsprachigen Touristen verstehen, auf was sie sich freuen können: paella de marisco, paella de pollo, paella mixta, patatas bravas, pa amb oli und noch vieles mehr. Aber: Was mich meine Reisen gelehrt haben: Iss niemals dort, wo dir dein Essen auf Bildern präsentiert wird. Und natürlich Lektion 2: Iss auch niemals dort, wo dich Kellner, alias Gastro-Schlepperkapitäne, auf der Straße ansprechen und dich ins Restaurant lotsen wollen. War hier nämlich gerade auch zweimal der Fall. Also hab ich einfach den Bauch herausgestreckt und so getan, als wäre dies ein Verdauungsspaziergang. Vom Prinzip her war es das ja auch, gegessen hatte ich ja schließlich schon. Und jetzt war ich auf der Suche nach einer Terracita, wo ich etwas trinken konnte.
Entspannende Lebensart
Meine Wahl fällt auf eine Terrassenbar in der Nähe eines der Stadttore auf einem größeren Platz. Aus dem Inneren der zugehörigen Bar ist lebhafte Musik bis nach draußen zu hören, was sehr zu dieser warmen Sommernacht passt. Auch sind die Leute, die dort auf der Terraza sitzen, eher jünger und sehen spanisch aus. Irgendwie ein Qualitätsurteil für mich. Ich setze mich an einen der Tische und bestelle mir einen Puerto de Indias mit Sprite. Der Puerto ist ein sevillanischer Gin, den es in einer Variante mit „Strawberry-Infusion“ gibt. Meiner Meinung nach ist der Erdbeergeschmack hier ein relativ natürlicher und nicht so künstlich und pappsüß wie bei manchen anderen Gins dieser Art (andere sagen, es schmeckt wie ein bekannter Energydrink, was auch nicht ganz falsch ist, aber im Vergleich mit anderen „Pink Gins“ ist er noch der natürlichste). Und die Kombi mit Sprite ist ein Getränk, das ich vor knapp fünf Jahren auf einer Hochzeit in Asturien kennen- und tatsächlich lieben gelernt habe. Der Inbegriff von Urlaub in Spanien für mich. Das Getränk kommt und dazu ein paar patatas fritas als Gratis-Tapa (meines Erachtens ebenfalls ein Qualitätsmerkmal für eine Bar in Spanien!). Ich schütte die Sprite in das mit Puerto de Indias, Eiswürfeln, einem schwarz-weiß-gestreiften Strohhalm und einer Erdbeere dekorierte Glas und nehme einen Schluck. Aaaaahhhhhhhhh. Seufz. Der Urlaub ist nun wirklich da. Über mir tanzen im Wind über den Platz gespannte weiße „Papierschnüre“ mit „Papierfetzen“, eine Art Sonnenschutz für den Tag. Abends sorgt das raschelnde Geräusch in der kühlenden Brise für einen sehr entspannenden Effekt. Mein Blick schweift umher, Gesprächsfetzen vom Tisch links neben mir wehen herüber. Zwei Studentinnen unterhalten sich emotional über den Freund von einer der beiden. Leider scheint er den beiden Freundinnnen zufolge ein „gilipollas“ zu sein, ein – sorry, aber hier wird nicht beschönigend übersetzt – A…loch. Er hat sich wohl ziemlich danebenbenommen und meldet sich seit Tagen nicht mehr. Die Freundin des Abwesenden fängt an zu weinen. Mir wird wieder einmal bewusst, dass Glück und Unglück häufig sehr nah aneinander sein können. Ich wende meine Aufmerksamkeit ab, möchte den beiden ein bisschen mehr Privatsphäre lassen. Rechts von mir stellen zwei Jungs drei Tische zusammen. Sie wollen mit ihren Freunden zu Abend essen. Eine andere Gruppe bestellt gerade, viele wollen Burger, also „hamburguesas“. Die Stimmung ist ausgelassen, es wird laut gelacht. Unbeschwertheit liegt in der Luft. Sie greift auf mich über. Die salzigen Chips krachen in meinem Mund, der süße Geschmack meines Getränks samt seines Hauchs von Alkohol beschwingt und bezirzt. Ich fühle mich gut. Ich fühle mich wohl. Ein Hauch von innerer Ruhe macht sich in mir breit.
Bleibt die Ruhe und Entspannung bestehen? Kommt gleich ein ganzes Rudel Touristen vorbei und taucht den Autor dieser Zeilen in einen Eimer Sangría? Wird er dabei aber vielleicht gar nicht nass, weil er so schnell trinken kann, dass die rote und wahrscheinlich weinhaltige Flüssigkeit nicht einmal die Spitze seiner Nase berührt und dadurch die Touristen zu gleichen Teilen enttäuscht wie auch begeistert sind? Die Antwort gibt es im dritten Teil dieser Saga. Oder auch nicht. Wahrscheinlich eher nicht.