Corona-Schlaglichter – Teil 2

Telefonat mit einem Freund: Die Tochter wollte Erasmus in Madrid machen und war schon seit einiger Zeit dort. Dann aber doch die Entscheidung, nach Hause zurückzukehren. Alle, die aus Risikogebieten kommen, müssen aber auf das C-Virus getestet werden. So auch hier. Der Hausarzt kommt an den Ort, den er im Namen trägt: zu der Familie des Freundes nach Hause. Um 23:30 Uhr. Ja, halb zwölf spätabends. Er sagte: „Und dies ist nicht mein letzter Termin heute …“ Einen Tag später kommt das Ergebnis: negativ, kein Virus. Zusätzlicher positiver Nebeneffekt laut Hausarzt: Da Vater, Mutter und die beiden Töchter alle in einer Wohnung und entsprechend auf begrenztem Raum zusammenleben, haben die anderen das Virus auch nicht. Die Familie ist erleichtert und macht trotz der selbst auferlegten Fastenzeit eine Flasche Sekt auf. Prost! Auf die Gesundheit!

Nachtrag zu gestern: Die Tempos wurden gerettet. Bin, nachdem ich zu Hause war, noch mal zu DM und die Kassiererin hatte meine Zellstoff-Nasenschmeichler in Verwahrung genommen.

Beobachtung. Wenn man durch die Innenstadt geht, fällt einem eine besondere Quote auf: Auf einen „normalen“ Passanten kommt beinahe ein Obdachloser. Und man fragt sich, was mit ihnen passiert, sollte es einen Lockdown geben. Und ob die Menschen jetzt hilfsbereiter sind als normalerweise.

Und noch eine Beobachtung. Eigentlich braucht man beim „Toilet Paper Hunt“ gar nicht mehr in die Drogerien und Supermärkte zu gehen. Es reicht ein Blick auf die Menschen davor oder an den Kassen. Gestern gegen Mittag: Ich stehe an der Ampel. Mir gegenüber, auf der anderen Straßenseite, zwei Frauen, beide halten jeweils ein großes Paket in der Hand: Toilettenpapier! Gedanken gehen mir durch den Kopf. Soll ich sie fragen, wo sie es herhaben? Ich starre auf das Paket. Moment, welche Marke ist das? „Alouette.“ Hm, welcher Supermarkt hat diese Marke im Angebot. Ist es nicht Lidl? Ok, welcher Lidl ist in der Nähe? Die Ampel wird grün, schnellen Schrittes kreuze ich die Straße, die Schuhspitzen zeigen in Richtung des nächsten Lidls, glücklicherweise nur ein paar Meter weit weg. Ich komme näher, betrete das Geschäft, mein Blick fokussiert in freudiger und gespannter Erwartung die Kassen. Kasse 2: Auf dem Förderband liegen zwei Toilettenpapierpakete. Die ebenfalls besetzte Kasse 4: ein Kunde, ein Paket. Ich gehe durch die Eingangsbarriere. Wo zum Teufel sind bei diesem Lidl die Hygieneartikel? Ich weiche anderen Menschen aus. Social Distancing. Mache einen großen Bogen um ältere Kunden, möchte, dass sie sich sicher fühlen. Da, der Gang mit den Hygieneartikeln. Mein Blick scannt die Regalwände. Windeln, Körpercremes, Slipeinlagen, Badezusätze … Dann sehe ich … Holz. Leere aufeinandergestapelte Paletten. Daneben nichts. Ich schaue auf die Preisschilder oberhalb des Regals. „Alouette Toilettenpapier, 3-lagig.“ Hier hätten sie liegen sollen. Die Träume des kleinen Mannes in Zeiten der Corona-Krise.

Nachtrag: Wie mir netterweise zwei Leser geschrieben haben, heißt das Toilettenpapier von Lidl “Floralys”. Rossmann hat die liebe “Alouette” im Angebot. Wir merken also: Nur echte Marken sind echte Marken. 😉

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